Der CV 1700 war einst der stärkste Verstärker von DUAL. Umstritten ist der Aufbau, der in gewissen Zügen an einen überfrachteten AV-Receiver mit all seinen Einstellmöglichkeiten erinnert. Der Klang jedoch hat eine Wärme und Bühne, die zumindest mir sehr gut gefällt.

In der Kleinanzeigen-Bucht erschien eines dieser Modelle und so nahm ein Kindheitstraum seinen Lauf.

Der Vorbesitzer beschrieb, dass der Verstärker prinzipiell funktioniere, allerdings sei ein Brummen auf dem rechten Kanal zu hören. Ein erster Test nach dem Eintreffen zeigte, dass 3 von 5 Eingängen zumindest einen Ausfall auf einem Kanal hatten, ebenso kratzen die Potenziometer, der rechte Kanal fiel durch ein Brummen auf ohne Signal und minimaler Lautstärke auf und die Front hatte einige Kratzer.

Nach dem Öffnen zeigte sich, dass hier früher jemand Reparaturen vorgenommen hatte (gut zu sehen ist der getauschte Entstörkondensator C1410). Ansonsten war das Gerät jedoch in wirklich gutem Zustand.

Gleich anzumerken ist, dass der Aufbau nicht besonders wartungsfreundlich ist. Die Räume sind eng gepackt und oft müssen mehrere Komponenten ausgebaut werden, um eine Platine zu erreichen.

Achtung: Hier treten prinzipiell lebensgefährliche Netzspannungen auf. Jeder entscheidet selbstverantwortlich darüber, ob er mit Elektrizität hantiert, er die Gefahr einschätzen kann und entsprechende Vorschriften und Sicherheitsbestimmungen einhält. Es wird keine Haftung übernommen.

Nach der ersten Sichtung wurde der Plan entwickelt, das Gerät der Reihe nach zu restaurieren.

In der Bucht findet sich ein Händler, welcher explizit für den CV 1700 Reparatursets anbietet. Dies erspart einem das Zusammensuchen der Bauteile und bis auf wenige Extras, die zu tauschen waren, waren auch alle sinnvollen Komponenten in den Sets enthalten.

Im Internet findet sich leicht das Servicemanual, sodass nach Sichtung des Schaltplanes die Fehlersuche auf den Platinen unternommen werden kann.

Der CV 1700 Schaltplan – © DUAL Gebrüder Steidinger – 7742 St. Georgen / Schwarzwald

Grundlagen

Differenzverstärker

Prinzipiell ist der CV 1700 als Differenzverstärker aufgebaut. Die Widerstände R1,2 und R3,4 bestimmen die Spannungsverstärkung zu V = R1,2 / R3,4

Grundlegender Schaltplan eines Differenzverstärkers (erstellt mit Fritzing)

Tipps & Tricks

Grundlegend hat sich bewährt / zeigt sich im Nachhinein.

  • Erneuerte Lötstellen sollten auf Durchgängigkeit in ALLE Richtungen geprüft werden. Hier lagen die meisten Fehler, die im Nachhinein gesucht und korrigiert werden mussten
  • Wer früher mehr misst, sitzt später nicht Stunden an der Fehlersuche
  • Bei empfindlichen Platinen bewährt es sich, vorwiegend mit Entlötzinn zu arbeiten
  • Schalter und Potenziometer sind häufig verschmutzt und sollten ggf. bei der ersten Fehlersuche als primär geprüft werden.
  • Kratzer in der Aluminumfront lassen sich mit Geduld und Schleifpapier beseitigen

Spannungsversorgung

Begonnen wurde mit der Spannungsversorgung. Hier waren die Sicherungen, Sicherungshalter einige Kondensatoren und auch die großen 10,000µF Elkos zu tauschen (vermutlich wären diese nicht notwendig gewesen). Das Entölten ist mit einer Entlötpumpe möglich. Die Kabelführung ist einigermaßen logisch. Eine Erdung war hier an der Unterseite der Endverstärkerplatine angelötet, dies wurde bei Fertigstellung mit dem Massekabel, das zum Endverstärker führt, kombiniert. Nachdem tausch aller Komponenten wurden die Spannungen vor erneutem Anschluss an die versorgten Platinen zunächst mit dem Multimeter überprüft.

Die weitere Restauration erfolgte dem Signalweg folgend von den Eingängen bis hin zur Endverstärkerplatine.

Eingangsplatine

Eine heikle Platine im CV 1700. Viele Komponenten, darunter mechanische Schalter die gerne oxidieren als auch mäßige Platinenqualität, welche sich beim Tausch der Komponenten bemerkbar macht. Prinzipiell sind hier zu tauschen.

  • Operationsverstärker (durch Sockeln neuer ICs erspart man sich bei erneutem Tausch viel Mühe)
  • Kondensatoren
  • Transistoren
  • Schalter (können auch ausgebaut, geöffnet und gereinigt werden)

Frust entstand hier durch die mäßigen Leiterbahnen, welche leicht ausbrechen und so zu Kontaktunterbrechungen führen. Es lohnt sich, alle erneuerten Lötstellen mit einem Durchgangsprüfer auf Kontakt zu testen. Dies erspart später eine aufwendige Suche von Fehlern.

Hier kann es sich lohnen nach erfolgter Restauration die einzelnen Kanäle noch mit einem einfachen Frequenzgenerator und Oszilloskop (diese gibt es mittlerweile in einfacher, aber ausreichender Ausführung in einem Handgerät) auf Funktionalität zu prüfen.

Steuer-/Steuerverstärkerplatine

Von der Eingangsplatine aus gelangt das Signal zu den Wahlschaltern, welche auf einer eigenen Platine sitzen. Diese mussten bei diesem Gerät nicht geöffnet werden, da ein Test zeigte, dass diese nicht übermäßig angelaufen waren. Von hier gelangt das Signal über eine Schleife zur Steuerplatine. Auch finden sich folgende Komponenten, welche getauscht werden sollten.

  • Potenziometer
  • Kondensatoren
  • Operationsverstärker ICs

Die gerasterten Drehschalter können geöffnet und gereinigt werden. Bei diesem Modell fehlt der Kontakt des Lautstärkepotenziometers am 4. Pol (Loudness). Dieser konnte mit einer Drahtbrücke wiederhergestellt werden.

Auch hier kann es sich wieder lohnen zur Fehlersuche ein Sinussignal mit einem Messgerät zu verfolgen, um Fehler zu finden.

Endverstärker

Das Herzstück des CV 1700. Grundlegend ein Differenzverstärker mit nicht unbeachtlicher Leistung. Auch hier sind Kondensatoren, Transistoren und Potenziometer (Diese sind besonders wichtig, da bei Zerstörung dieser schnell die Endstufen ihr Zeitliches segnen können) zu tauschen.

Bevor man Arbeiten am Endverstärker vornimmt, sollten „Angstwiderstände“ eingebaut werden. Wie der Name schon sagt, dienen diese dazu die eigene Angst davor zu verringern, dass man durch Fehler die Endverstärker zerstört. Hierzu müssen in die Kollektorzuleitungen Widerstände eingelötet werden (z.B. 22Ohm / 1W). Im Falle der Fälle verabschiedet sich der Widerstand im Cent-Wert Bereich, aber eben hoffentlich nicht der Endverstärker. In meinem Falle hat es sich gelohnt, da sich beim Löten eine Brücke am Transistor T 1307 zwischen Basis und Emitter gebildet hatte, was dazu führte, dass der Endverstärker mit voller Kraft feuert und sich vermutlich ohne Schutz verabschiedet hätte. Wer noch mehr Schutz haben möchte, kann auch bei der primären Spannungsversorgung des Endverstärkers Widerstände zwischenschalten (z.B. 27Ohm 1W – hier darf der Verstärker dann aber nicht mit hoher Last getestet werden).

Relais-Platine

Die Relais Platine

Zu guter Letzt folgt als letzte Instanz des Signalweges die Relais Platine. Hier müssen zunächst die Lötpunkte der Lautsprecherverbinder entlötet werden, was eine Sisyphosarbeit sein kann. In der Bucht finden sich gleich gute neue Finder Relais mit einer Adapterplatine, sodass diese ohne Umstände ersetzt werden können. Beim Öffnen der alten Relais fiel auf, das sämtliche Kontakte oxidiert und zum Teil mit Nichten leitend waren.

Ausblick

Die Einstellung des Endverstärkers erfolgte zunächst nach Maßgabe des Servicemanuals (Seite 8).

  • Symmetrie: mit R1360 und R1360′ jeweils +/- 0 V an den Ausgängen (Kabel zur Relaisplatine – RoT) einstellen.
  • Ruhestrom: ist im laufenden Betrieb einzustellen (direkt nach einen Kaltstart). Mit R1334 und R1334′ sollen 6-7,5mV Spannungsabfall über R1338 / R1338′ eingestellt werden

Anscheinend sind diese Einstellungen jedoch stark abhängig von Temperatur und geöffneter oberer Abdeckung, sodass hier noch weitere Tests notwendig sind.

Der Verstärker verrichtet nun erst einmal seinen Dienst und darf aufspielen. E.S.T. erklang als Erstes und zauberte ein Lächeln auf das Gesicht.

Hilfreiches

Die Community um die DUAL Verstärker ist groß und hilfsbereit. Anlaufadressen und Wissensdatenbanken:

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