Ich möchte euch auf eine faszinierende Reise zu einem der atemberaubendsten und unberührtesten Orte der Welt entführen – den Lofoten. Diese spektakuläre Inselgruppe im hohen Norden Norwegens ist ein wahres Paradies für Naturliebhaber und Abenteurer. Die Lofoten bestechen durch ihre dramatischen Berglandschaften, malerischen Fischerdörfer und beeindruckenden Fjorde. Doch das ist längst nicht alles, was diese Region zu bieten hat.

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Ein unerwarteter Zwischenhalt in Luleå

Die Reise starte gleich mit einem Hindernis: Der SAS-Streik und der damit verbundene, gecancelte Flug nach Kiruna sorgten dafür, dass der erste Reisetag etwas turbulent begann und schließlich einen unerwarteten Zwischenstopp in Luleå notwendig machte. Ohne jegliche Vorkenntnisse über diesen Ort fand man sich in dem kleinen Städtchen wieder, das etwa 300 km vom ursprünglich geplanten Startpunkt entfernt liegt. Doch was soll man sagen? Es hat sich definitiv gelohnt.

Bereits am Vortag war klar, dass der Anschlussflug nach Kiruna aufgrund des anhaltenden Pilotenstreiks nicht stattfinden würde. Die Auswahl an Airlines in dieser Region ist begrenzt, und obwohl es einige alternative Routen gab, war unsicher, wie diese verlaufen würden oder welche anderen Verkehrsmittel in Frage kämen. Der Mitarbeiter am Lufthansa-Schalter riet schließlich, nach Stockholm zu fliegen und dort das Bodenpersonal von SAS zu kontaktieren. Diese hätten oft zusätzliche Möglichkeiten für Umbuchungen und kennen sich vor Ort besser aus. Dieser Rat erwies sich als goldrichtig.

Am Schalter in Stockholm wurde zügig beraten und auf einen Flug nach Luleå umgebucht, mit der Aussicht, die letzten hundert Kilometer per Zug zurückzulegen. Hier lernte man auch, dass es innerhalb der Airline-Flotte Flüge gibt, die von anderen Betreibern durchgeführt werden und somit nicht vom Streik betroffen waren.

Während des Wartens auf den neuen Anschlussflug wurde schnell nach einer Übernachtungsmöglichkeit für den ungeplanten Tag in Luleå gesucht, da die Weiterreise mit dem Zug erst am nächsten Tag möglich war. Glücklicherweise fand sich ein charmantes Hotel im älteren Kontorstil – ein echter Glückstreffer mit einem super leckeren Frühstück.

Luleå und Abisko

Die Erkundung von Luleå brachte überraschende historische Erkenntnisse. Die Stadt befindet sich nämlich nicht an ihrem ursprünglichen Standort. Einst lag Luleå weiter landeinwärts, doch durch das allmähliche Heben der Landmassen über die Jahrhunderte wurde der wichtige Hafen zunehmend unzugänglich. Um den Wohlstand zu sichern, wurde die Stadt kurzerhand näher ans Meer verlegt, behielt jedoch ihren Namen.

Zurück blieb am alten Standort die sogenannte Kirchenstadt, ein Konzept, das zuvor unbekannt war. Diese Siedlung entstand, weil die Menschen in den umliegenden Höfen weit verstreut lebten und die Kirche ein zentraler Treffpunkt am Wochenende war. Um die Kirche herum entwickelte sich daher ein kleines „Feriendorf“ mit einzelnen Hütten, die nur temporär bewohnt wurden. Ein solches Dorf findet sich auch in Gammelstad, in der Nähe der ältesten Steinkirche der Region.

Die Besichtigung dieser historischen Stätte war faszinierend und bot einen einzigartigen Einblick in die Lebensweise und Traditionen der früheren Bewohner von Luleå.

Mit einem gemieteten Auto ging es schließlich zur ersten geplanten Unterkunft im Abisko Nationalpark. Leider war das Wetter dort schlecht, und beim Autofahren konnte man kaum die Hand vor der Scheibe sehen. In Abisko selbst herrschte jedoch eine wirklich schöne Stimmung, da sich dort scheinbar jeder für sein Norwegen-Abenteuer mit Lebensmitteln und anderen Vorräten eindeckte, was eine knisternde Aufbruchstimmung erzeugte. Die Unterkunft für die eine Nacht dort war klein und nett. Abisko selbst eignet sich in der entsprechenden Jahreszeit wohl auch besonders als Ausgangspunkt für die Beobachtung von Polarlichtern.

Weiter ging es zur nächsten Unterkunft, dem FURO Hostel, gelegen in der malerischen Umgebung von Bøstad.

Das Hostel erwies sich als wahres Juwel inmitten der unberührten Natur der Lofoten. Das Hostel liegt idyllisch eingebettet zwischen majestätischen Bergen an einem tiefblauen See und bietet einen idealen Ausgangspunkt für zahlreiche Outdoor-Abenteuer. Die rustikale, aber gemütliche Atmosphäre des Hostels machte es sofort zu einem Ort der Entspannung und Erholung nach einem Tag voller Aktivitäten.

Zur Geschichte des Hostels: Im Spätherbst 2018 entdeckten Guri und Arne auf einem ihrer Abenteuer ein leeres, altes Gebäude aus den 1950er Jahren. Dieses Gebäude, einst ein Altenheim, hatte seit einigen Jahren leer gestanden. Sofort erkannten sie das Potenzial dieses Ortes und beschlossen, ihn in einen echten Abenteuer-Stützpunkt für Reisende umzuwandeln. Die Renovierung begann im März 2019, und innerhalb eines Jahres wurde das zwei Hektar große Anwesen mit Hilfe von Freunden, Familie und Künstlern wieder zum Leben erweckt. Nach vielen Stunden des Malens, Bodenverlegens und Bettenbauens öffnete das FURO Hostel im Sommer 2020 seine Türen.

Das ehemalige Altenheim „Borge Bygdeheim“ wurde als FURO Hostel neu geboren – ein Hostel, das der Natur und den Abenteurern gewidmet ist, die die Lofoten erkunden möchten.

Wie auch die Geschichte, so sind auch die Menschen, die sich im Hostel einfinden, ungewöhnlich, offen und herzlich. Die Unterkunft war komfortabel und bot alles, was für einen angenehmen Aufenthalt benötigt wurde. Die Gemeinschaftsbereiche waren einladend und boten reichlich Gelegenheit, sich mit anderen Reisenden auszutauschen und wertvolle Tipps für weitere Erkundungen zu erhalten. Besonders hervorzuheben sind die freundlichen und hilfsbereiten Gastgeber, die mit vielen nützlichen Informationen und Insider-Tipps zur Seite standen.

Die erste echte Wanderung auf den Lofoten führte hinauf auf den kleinen Haveren, einen Berg in der Nähe des Hostels. Der Aufstieg war prinzipiell nicht schwierig, aber man kam direkt mit der Witterung und den schnellen Wechseln zwischen Sonne und Regen, die einen durch die ganze Reise begleiten, in Kontakt. Hier ist anzumerken, dass trotz allem nicht einmal eine lange Hose auf der Reise getragen wurde – auch wenn es bei vollem Regen manchmal zu empfehlen ist, um nicht in seinen eigenen Schuhen zu schwimmen. Aber man lernt dazu. Oben angekommen, wurde man mit einer atemberaubenden Aussicht auf die zerklüftete Küstenlinie und die tiefblauen Fjorde belohnt. Die Aussicht war einfach spektakulär und gab einen ersten Eindruck von der überwältigenden Schönheit der Lofoten und was noch erwarten würde. Der kleine Haveren mag nicht der höchste Gipfel sein, doch die Aussicht und das Gefühl der Verbundenheit mit der Natur machten diese Wanderung zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Diese erste Wandertag hatte bereits einen tiefen Eindruck von der Schönheit und Vielfalt der Lofoten vermittelt und machte neugierig auf die kommenden Tage.

Dieses Gefährt spricht Bände über die Abenteuerlust der Reisenden

Zu erwähnen ist, dass es auch eine Sauna direkt am See gibt, welche man buchen kann. Den Sprung in den See zwischendurch kann man nur empfehlen.

Eggum

Gut gestärkt ging es mit dem Auto nach Eggum, um einen kleinen Küstentrail entlang einer höheren Gebirgskette zu erkunden. Glücklicherweise spielte das Wetter mit, und der Tag konnte voll ausgekostet werden.

Bereits beim Einstieg in den Trail bot sich ein beeindruckender Blick in einen Rundkessel der Gebirgskette mit einem kleinen See. Die grüne, herbe Landschaft, durchzogen von grasenden Schafen, verstärkte das Gefühl, in einer malerischen Kulisse zu wandern. Der Weg führte weiter entlang der Küste, vorbei an einem weißen Sandstrand und unter einer dramatischen Wolkenkulisse, die die Landschaft in eine mystische Atmosphäre verwandelte, ähnlich der Szenerie aus “Herr der Ringe”. Wer möchte, kann dem Weg von einem Ende zum anderen folgen, wobei es keine echte Rundtour gibt. Alternativ bietet sich auch ein Abzweig hinein in den zweiten Kessel an, um die Wanderung zu verlängern und weitere beeindruckende Ausblicke zu genießen.

Nach der Wanderung setzte die Reise in ein kleines Fischerdorf fort. Die Lofoten sind bekannt für ihr wechselhaftes Wetter, und so überraschte es nicht, dass es auf einer Seite der Insel regnete, während auf der anderen Seite die Sonne schien. In diesem Fall hatte man Glück und konnte das sonnige Wetter im Fischerdorf genießen.

Dort angekommen, tauchte man in die Atmosphäre des traditionellen Fischfangs ein. Interessierte Reisende haben sogar die Möglichkeit, auf einem Fischerkahn anzuheuern und das Leben der Fischer hautnah mitzuerleben. Dieser Einblick in das lokale Leben und die einzigartige Kultur der Lofoten war ein weiteres Highlight des Tages.

Wanderung zum Himmelstindan: Ein Tag voller Naturwunder

Neuer Tag, neue Wanderung: zum majestätischen Himmelstindan („Gipfel des Himmels“). Das Ziel war nicht nur der Gipfel dieses beeindruckenden Berges, sondern auch der wunderschöne weiße Sandstrand, der am Ausgangspunkt der Wanderung erwartet.

Der Himmelstindan, der höchste Berg der Vestvågøy-Insel, ist nicht nur ein beeindruckendes Naturwunder, sondern auch ein Ort voller Geschichte und Mythen. Mit einer Höhe von 964 Metern dominiert der Himmelstindan die Landschaft und bietet einen markanten Orientierungspunkt auf den Lofoten.

Historisch gesehen war der Himmelstindan immer ein wichtiger Orientierungspunkt für die Seefahrer, die durch die gefährlichen Gewässer der Lofoten navigierten. Die markante Silhouette des Berges half ihnen, ihren Weg durch die oft stürmischen und nebelverhangenen Seewege zu finden. Viele Geschichten und Legenden ranken sich um diesen imposanten Gipfel, der in den alten Sagen der nordischen Völker häufig erwähnt wird.

Eine der bekanntesten Legenden besagt, dass der Himmelstindan einst der Wohnsitz eines mächtigen Trolls war, der die umliegenden Dörfer beschützte. Die Menschen der Region glaubten, dass der Troll den Berg erschuf, indem er Steine aus dem Meer sammelte und sie zu einem gigantischen Berg formte, um seine Heimat vor Eindringlingen zu schützen. Obwohl der Troll längst verschwunden ist, lebt seine Legende weiter und verleiht dem Himmelstindan eine mystische Aura.

Auch die archäologischen Funde in der Umgebung des Himmelstindan zeugen von einer langen Geschichte menschlicher Besiedlung. In den tiefer gelegenen Gebieten des Berges wurden Überreste von steinzeitlichen Siedlungen gefunden, die darauf hindeuten, dass der Berg und seine Umgebung seit Tausenden von Jahren ein bedeutender Ort für die Menschen in dieser Region waren.

Im Laufe der Jahrhunderte hat der Himmelstindan nicht nur Seefahrern und Siedlern als Orientierungspunkt gedient, sondern auch Wanderer und Abenteurer aus aller Welt angezogen. Seine majestätische Präsenz und die herausfordernden Aufstiegsrouten machen ihn zu einem beliebten Ziel für diejenigen, die die unberührte Schönheit und die reiche Geschichte der Lofoten erleben möchten.

Heute ist der Himmelstindan ein Symbol für die natürliche und kulturelle Vielfalt der Lofoten. Die Wanderung auf seinen Gipfel bietet nicht nur spektakuläre Ausblicke, sondern auch eine Verbindung zur tief verwurzelten Geschichte und den Legenden dieser einzigartigen Region.

Der Weg führte zunächst nach Haukland Beach, einem der schönsten Strände der Lofoten. Der blendend weiße Sand und das kristallklare Wasser boten einen traumhaften Anblick und luden zu einem kurzen, entspannenden Spaziergang entlang der Küste ein. Der Kontrast zwischen dem azurblauen Meer und den grünen Bergen im Hintergrund war einfach atemberaubend.

Von Haukland Beach aus startete die Wanderung zum Himmelstindan. Der Weg führte durch eine abwechslungsreiche Landschaft, die von sanften Hügeln über steilere Anstiege bis hin zu felsigen Pfaden reichte. Unterwegs gab es immer wieder beeindruckende Panoramablicke auf die umliegenden Fjorde und das Meer zu genießen.

Die Wanderung zum Gipfel wurde durch die spektakuläre Aussicht mehr als belohnt. Oben angekommen, bot sich ein unvergesslicher Blick auf die zerklüftete Küstenlinie und die Weite des Atlantiks. Die friedliche Stille und die unberührte Natur vermittelten ein Gefühl von Freiheit und tiefer Verbundenheit mit der Umgebung.

Nach einer wohlverdienten Pause auf dem Gipfel erfolgte der Rückweg. Der Abstieg bot erneut beeindruckende Ausblicke und führte schließlich zurück zum Haukland Beach. Dort konnte der Tag mit einem entspannten Picknick am Strand und einer Runde Schwimmen beschloss werden, während die letzten Sonnenstrahlen einem auf das Gesicht schien.

Keine Erwähnung bisher fand die nie untergehende Mitternachtssonne die zu dieser Jahreszeit in Norwegen vorherrscht. Die Mitternachtssonne ist ein faszinierendes Naturphänomen, das in den nördlichen Polarregionen während der Sommermonate auftritt. In dieser Zeit bleibt die Sonne 24 Stunden lang über dem Horizont, was bedeutet, dass es auch um Mitternacht noch hell ist. Dieses endlose Tageslicht ermöglicht es, die atemberaubende Landschaft zu jeder Tages- und Nachtzeit zu erkunden und Aktivitäten wie Wandern, Angeln und Fotografieren in einem einzigartigen Licht zu genießen. Die Mitternachtssonne schafft eine magische Atmosphäre, die die Natur in warmen, goldenen Tönen erstrahlen lässt und einen tiefen Eindruck hinterlässt.

Die Sonne täuscht Ihren Untergang nur an und steigt wieder ohne gänzlich am Horizont zu verschwinden

Die Norweger sind auch um Mitternacht zu dieser Zeit noch sehr aktiv und brechen spät am Abend zu Radtouren oder Wanderungen auf. So kommt es vor, dass man sich auch noch um Mitternacht auf einem Gipfel trifft.

Wanderung zum Reinebringen Fjord

Ein bekanntes Wanderziel auf den Lofoten ist der Reinebringen Fjord. Die Wanderung verspricht nicht nur spektakuläre Aussichten, sondern auch eine intensive Begegnung mit der beeindruckenden Natur dieser Region.

Der Ausgangspunkt ist das charmante Fischerdorf Reine, das bereits mit seinen bunten Rorbuer (traditionellen Fischerhütten) und der idyllischen Lage am Wasser verzaubert. Von hier aus beginnt der Aufstieg zum Reinebringen, einem der markantesten Gipfel der Lofoten.

Die Wanderung startet mit einem steilen Anstieg, der schnell ins Schwitzen bringt. Doch die Mühe lohnt sich bereits nach den ersten Höhenmetern: Der Ausblick auf die malerischen Fjorde und das tiefblaue Meer ist atemberaubend. Der Weg ist gut ausgebaut, dank der Stufen, die von Sherpas aus Nepal gebaut wurden, um den Zugang zu erleichtern und die Erosion zu minimieren.

Mit jedem Schritt eröffnen sich neue, faszinierende Perspektiven auf die zerklüftete Küstenlandschaft. Der Reinebringen ist bekannt für seine spektakulären Panoramablicke, und die Erwartungen werden nicht enttäuscht. Oben angekommen, bietet sich ein atemberaubender Rundblick auf die umliegenden Berge, Fjorde und die verstreuten Inseln. Die Farben des Meeres und die kontrastreichen Felsen schaffen eine postkartenreife Szenerie, die sprachlos macht.

Nach einer ausgiebigen Pause, in der die Aussicht und die frische Bergluft genossen werden, beginnt der Abstieg. Der Rückweg bietet erneut beeindruckende Ausblicke und lässt die majestätische Schönheit der Lofoten in vollen Zügen genießen.

Wieder im Dorf Reine angekommen, bietet sich die Gelegenheit, durch die malerischen Gassen zu schlendern und die Atmosphäre dieses historischen Ortes aufzusaugen. Die traditionellen Fischerhütten und die freundlichen Einheimischen geben einen authentischen Einblick in das Leben auf den Lofoten.

Auf dem Weg zu den Vesterålen

Nach einem erneuten umfangreichen Frühstück ging es weiter zu neuen Gefilden: den Vesterålen. Die Reise entlang der E10 versprach weitere spektakuläre Landschaften und Eindrücke.

Die Fahrt führte durch atemberaubende Szenerien, vorbei an zerklüfteten Bergen, tiefblauen Fjorden und malerischen Fischerdörfern. Jede Kurve der Straße bot neue, beeindruckende Ausblicke, die einen immer wieder zum Staunen brachten. Die Vesterålen, eine Inselgruppe nördlich der Lofoten, sind bekannt für ihre unberührte Natur und die vielfältigen Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten.

Mittlerweile ist das neue Zuhause ein altes Fischerhaus. Diese Unterkunft bietet eine authentische und gemütliche Atmosphäre, die perfekt zum Gefühl in den Vesterålen passt. Das knarrende Holz und die traditionelle Einrichtung des Hauses lassen die Geschichte und das Erbe der Region erahnen.

Leider war das Wetter zu diesem Zeitpunkt auf der falschen Seite, sodass die Wanderung auf den Røyken bei Bleik ein nasses, wenn auch schönes Erlebnis wurde. Hier war der Zeitpunkt erreicht, an dem eine lange Hose, am besten mit Gamaschen, wünschenswert gewesen wäre. Nicht zu unterschätzen ist die Trocknung der Kleidung und Schuhe zwischen den Aktivitäten. Aufgrund des Wetters ist dies an der frischen Luft oft nicht möglich. Da dies ein bekanntes Problem zu sein scheint, haben die meisten Unterkünfte Trocknungsräume, sodass am nächsten Tag wieder frisch in die Tümpel gestartet werden kann.

Trotz der widrigen Wetterbedingungen stand die Wanderung zum Matind auf dem Plan. Der Nebel und der Regen verliehen der Landschaft eine mystische Atmosphäre, die die Wanderung zu einem besonderen Erlebnis machte. Der Weg führte durch dichte Vegetation und über steinige Pfade, die durch die Nässe rutschig und herausfordernd waren.

Obwohl die Sicht auf dem Gipfel des Matind aufgrund des dichten Nebels begrenzt war – man konnte kaum die Hand vor den Augen sehen – war die Wanderung dennoch lohnend. Die ruhige, neblige Umgebung und die unberührte Natur boten eine einzigartige Perspektive auf die Vesterålen und ließen die raue Schönheit dieser Region auf eine ganz neue Weise erleben.

Nach der Wanderung ging es nach Bleik, einem malerischen kleinen Fischerdorf, das für seine Vogelinsel Bleiksøya bekannt ist, wo Papageientaucher nisten. Trotz des regnerischen Wetters strahlte Bleik einen besonderen Charme aus. Die bunten Fischerhütten und die ruhige Atmosphäre des Dorfes vermittelten ein Gefühl von Geborgenheit und Authentizität. Besonders reizvoll sind die kleinen Cafés, die nicht nur köstlichen Kaffee und Kuchen, sondern auch handgemachte Seifen anbieten. Das gemütliche Ambiente des Cafés lud zum Verweilen ein und war der perfekte Ort, um sich aufzuwärmen und zu entspannen.

Eigentlich war auch noch eine Tour mit einem Schiff zu den Walen geplant. Leider war diese aufgrund der schlechten Wetterlage an keinem der beiden Tage möglich.

Weiterreise nach Senja

Nach dem Aufenthalt in Bleik und den Vesterålen wurde das Abenteuer fortgesetzt, indem die Fähre nach Senja genommen wurde, einer der vielfältigsten Inseln Norwegens. Die Überfahrt mit der Fähre war ein Erlebnis für sich. Trotz des kühlen Wetters wurde die frische Meeresbrise und die Aussicht auf das weite Meer und die Küstenlinie der Vesterålen, die langsam hinter dem Horizont verschwand, genossen. Die Überfahrt war ruhig und entspannend was bei bestehender Reiseübelkeit gut war.

Als Unterkunft fand sich ein kleines Hotel an einem Fjord mit einem Dachfenster sodass man vom Bett aus den Sternenhimmel beobachten konnte.

Am nächsten Tag stand die Wanderung zum Sukkertoppen, einem der bekanntesten und beeindruckendsten Gipfel auf Senja, auf dem Programm.

Die Wanderung begann am Fuße des Berges, wo das Auto abgestellt und die gut ausgeschilderten Pfade betreten wurden. Der Sukkertoppen, auch als „Zuckerhut“ bekannt, verdankt seinen Namen seiner charakteristischen Form und erhebt sich majestätisch über die Landschaft. Der Weg zum Gipfel führte durch dichte Wälder, über steinige Pfade und entlang steiler Hänge.

Der Aufstieg war anspruchsvoll, mit steilen Abschnitten und leicht ausgesetzten Stellen. Die grüne Vegetation, die schroffen Felsen und die sich ständig verändernde Perspektive auf die umliegenden Fjorde und Berge machten die Wanderung zu einem visuellen Erlebnis.

Nach einigen Stunden wurde der Gipfel des Sukkertoppen erreicht. Der Ausblick war schlichtweg überwältigend. Vor einem erstreckte sich ein Panorama aus tiefblauen Fjorden, zerklüfteten Bergen und dem weiten, glitzernden Meer. Die klare Luft und die unberührte Natur vermittelten ein Gefühl von Freiheit und Ehrfurcht vor der Schönheit dieser Landschaft.

Da noch etwas Zeit war und die Trail-Schuhe im Gepäck waren, ging es noch im Laufschritt auf den „Manen“ (843 m). Überall begegneten einem fitte und sehr freundliche Einheimische, mit denen man in ein kurzes Gespräch kam.

Insgesamt ist die Küste um Senja beeindruckend und man kann sich auch einfach treiben lassen. Die Bilder mit den Farben und dem Licht sprechen hier für sich selbst.

Auch die Wanderung auf den Husfjellet war ein weiteres Highlight auf Senja. Der Aufstieg begann sanft durch dichte Wälder und eröffnete bald atemberaubende Ausblicke auf die zerklüfteten Küsten und tiefblauen Fjorde. Der gut markierte Pfad führte stetig höher, bis schließlich der Gipfel erreicht wurde. Von dort bot sich ein spektakuläres 360-Grad-Panorama, das die gesamte Schönheit der Insel Senja in einem einzigen Blick einfing. Die friedliche Stille und die majestätische Landschaft machten diese Wanderung zu einem unvergesslichen Erlebnis, das die raue, unberührte Natur Nordnorwegens in ihrer ganzen Pracht erleben ließ.

Ankunft in Sommerøy: am Polarkreis

Sommerøy, ein malerisches Inselparadies, begrüßte mit seinen weißen Sandstränden und dem kristallklaren Wasser. Bekannt für seine atemberaubenden Landschaften bot Sommerøy eine ideale Mischung aus Entspannung und kleinen Abenteuern. Der Tag wurde damit verbracht, die Insel zu erkunden, an den unberührten Stränden zu spazieren und die friedliche Atmosphäre zu genießen.

Wirklich schön sind die vielen Strände an den Küsten und auch wenn das Wasser kalt ist lohnt es sich nach einer Tour kurz hineinzuspringen.

Weiterreise nach Tromsø

Nach der entspannten Zeit auf Sommerøy wurde die Reise fortgesetzt, um die lebhafte Stadt Tromsø zu erreichen. Auf dem Weg dorthin gab es jedoch noch zahlreiche Naturwunder zu entdecken, die die Reise bereicherten und die Vielfalt Nordnorwegens einmal mehr vor Augen führten.

Der erste Zwischenstopp war Hillesøya, eine malerische Insel mit beeindruckenden Ausblicken. Die Gelegenheit wurde genutzt, um den Nordkollen zu erklimmen, einen kleinen Berg, der mit einem spektakulären Panorama auf die umliegenden Inseln und das offene Meer belohnte. Der kurze, aber steile Aufstieg war die Mühe wert, und die Aussicht von oben bot einen perfekten Überblick über die raue Schönheit der Region.

Weiter ging es nach Ersfjord, wo ein beeindruckender Wasserfall besucht wurde. Der Ersfjord-Wasserfall stürzte tosend in die Tiefe und bot ein faszinierendes Naturschauspiel. Die frische Gischt und das Rauschen des Wassers waren ein erfrischender Zwischenhalt, der die rohe Kraft der Natur spüren ließ.

Schließlich wurde Tromsø, die „Pforte zur Arktis“, erreicht. Diese lebendige Stadt begrüßte mit einer Mischung aus historischer Architektur, modernen Annehmlichkeiten und einer lebhaften Kulturszene. Tromsø bot zahlreiche Möglichkeiten, die arktische Lebensweise zu entdecken, von Museen über Restaurants bis hin zu faszinierenden Ausstellungen.

Besuch auf einer Husky-Farm in Innset und Wanderung zum Steindalsbreen

Nach der spannenden Zeit in Tromsø wurde die Reise fortgesetzt, mit dem Ziel, eine Husky-Farm bei Innset zu besuchen. Auf dem Weg dorthin erwartete ein weiteres Highlight: die Wanderung zum Steindalsbreen, einem beeindruckenden Gletscher in der Region. Die Route führte durch atemberaubende Landschaften und bot die perfekte Gelegenheit, die raue Schönheit Nordnorwegens hautnah zu erleben.

Die Reise begann auf der malerischen E8, die aus Tromsø herausführte und entlang malerischer Fjorde und durch grüne Täler führte. Die Straße schlängelte sich durch die abwechslungsreiche Landschaft, vorbei an kleinen Dörfern und beeindruckenden Bergketten. Die Fahrt selbst war ein Erlebnis, mit zahlreichen Gelegenheiten, unterwegs anzuhalten und die Aussicht zu genießen.

Auf halbem Weg nach Innset wurde ein Abstecher zum Steindalsbreen gemacht. Der Ausgangspunkt der Wanderung lag in der Nähe des kleinen Ortes Steindalen. Von hier aus führte ein gut markierter Pfad durch ein grünes Tal, begleitet vom Rauschen eines Gletscherbaches. Der Weg wurde allmählich steiler, und die Vegetation wich kargerem Terrain.

Je höher der Aufstieg, desto spektakulärer wurden die Ausblicke. Es wurden beeindruckende Felsformationen passiert und kleine Bäche überquert, die vom Gletscher gespeist wurden. Nach einigen Stunden intensiver Wanderung wurde schließlich der Rand des Steindalsbreen erreicht. Der Anblick des majestätischen Gletschers, der sich imposant in die Höhe erstreckte, war atemberaubend. Es wurde einige Zeit damit verbracht, die kühle, klare Luft zu genießen und die beeindruckenden Eismassen zu bewundern.

Nach der Gletscherwanderung wurde die Fahrt auf der E8 fortgesetzt und schließlich auf die Fv84 abgebogen, die weiter ins Landesinnere führte. Die Landschaft änderte sich allmählich, und die Fahrt ging durch dichte Wälder und entlang malerischer Seen. Die ruhige, friedliche Umgebung bereitete perfekt auf das nächste Ziel vor: die Husky-Farm bei Innset.

Die Huskyfarm Innset liegt am Ende einer 35 Kilometer langen Sackgasse am See Veslevatn, mitten im Grenzgebirge zwischen Norwegen und Schweden. Früher wurde die Huskyfarm als kleiner Bergbauernhof genutzt. In den letzten 30 Jahren wurden sechs Gebäude gebaut und/oder total restauriert. Ein Gästehaus wurde an der Stelle eines alten Schafstalls errichtet, und es gibt zwei Hütten oder Ferienhäuser.

1988 wurde der alte Bergbauernhof in Innset übernommen. Die Lage in dem offenen Tal und die vielen Ausflugsmöglichkeiten in den Bergen machten die Entscheidung leicht. Die Gebäude waren in einer hufeisenförmigen Anordnung um den See Veslevatn angeordnet. Die Nähe zum Flughafen und zum Gemeindezentrum mit Einkaufsmöglichkeiten und ärztlicher Versorgung erwies sich als großer Vorteil. Das Gelände bietet ein fast unendliches Terrain für lange und anspruchsvolle Huskytouren mit zwei Nationalparks als Nachbarn.

Innset liegt auf 300 Metern über dem Meeresspiegel, was zu einer kurzen Wachstumsperiode und einem dominierenden Winter führt. Die Berge ringsherum überragen das Tal mit fast 700 Metern, und selbst im Hochsommer bleiben Schneeflecken in geschützten Senken. Der See Veslevatn, an dessen Ufer sich die Huskyfarm befindet, erstreckt sich über 3 x 1 Kilometer. Der Flughafen Bardufoss liegt 70 Kilometer von der Huskyfarm entfernt und wird mehrmals täglich von Oslo aus angeflogen.

Die Besiedlung Innsets begann vor etwas mehr als 200 Jahren. Die ersten Siedler rodeten den Wald und bauten primitive Hütten. Ihre Lebensgrundlage bildeten Fischbestände, Schneehühner und anderes Wild. In den 50er Jahren wurde das Wasser des Sees Altevatn zur Stromgewinnung genutzt, was viele Arbeitskräfte benötigte. Bei Innset und am See Altevatn entstanden Dörfer aus Baracken, Werkstätten und weiteren Einrichtungen. Brücken und Wege wurden verstärkt, und Strom- sowie Telefonleitungen wurden verlegt. Der See Altevatn wurde um 13 Meter, der See Veslevatn um 3 Meter aufgestaut. Die Bevölkerung in Innset fand Arbeit auf der Baustelle und im Kraftwerk, und die Landwirtschaft wurde nach und nach aufgegeben.

In der Gruppe die sich im Haus auf der Farm versammelte fiel öfters ein Wort „Friluftsliv“. Ein norwegischer Begriff, der wie erklärt wurde, „Leben im Freien“ bedeutet, verkörpert eine Philosophie, die tief in der skandinavischen Wertschätzung für die Natur verwurzelt ist. Es bezieht sich auf die Praxis, Zeit im Freien zu verbringen, sich mit der natürlichen Umgebung zu verbinden und Aktivitäten wie Wandern, Skifahren und Camping zu genießen. Dieses Konzept geht nicht nur um körperliche Betätigung, sondern betont auch das geistige Wohlbefinden und einen ausgewogenen Lebensstil. Die Ursprünge des Friluftsliv reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück und werden oft mit den Werken des Dramatikers Henrik Ibsen in Verbindung gebracht, der die erfrischende Kraft der Natur in seinen Schriften feierte. Im modernen Norwegen ist Friluftsliv ein wesentlicher Bestandteil der Kultur und des Bildungssystems und ermutigt sowohl Kinder als auch Erwachsene, Outdoor-Aktivitäten in ihr tägliches Leben zu integrieren. Diese Praxis wird durch einen umfassenden öffentlichen Zugang zu natürlichen Gebieten wie Wäldern, Bergen und Küsten unterstützt, dank Gesetzen wie „allemannsretten“, die das Recht gewähren, sich frei auf unbewirtschaftetem Land zu bewegen. Diese Verbindung zur Natur soll ein Gemeinschaftsgefühl, Umweltbewusstsein und persönliche Gesundheit fördern. Friluftsliv betont auch die Bedeutung von Einfachheit und Achtsamkeit und ermutigt die Menschen, langsamer zu werden und die Schönheit ihrer Umgebung zu schätzen. Die Praxis wird durch verschiedene Veranstaltungen und Organisationen, die das Leben im Freien fördern, gefeiert und unterstreicht ihre Bedeutung in der norwegischen Gesellschaft. Ob durch ruhige Reflexion oder gesellige Zusammenkünfte, Friluftsliv bleibt eine geschätzte Tradition, die Norwegens dauerhafte Verbindung zu seinem natürlichen Erbe widerspiegelt.

In kleinen Schritten dem frühen Tau entgegen.
Schneidend die Luft.
Die Dinge verstaut.
Es braucht nicht viel.
Überquert die kleine Brücke, eröffnet sich eine unberührte Weite.
Größer denn zu fassen, größer denn zu verstehen.
Kein Weg gezeichnet.
Keine scheinbare Markierung, die den Schritt lenkt.
Der Blick weitet sich suchend.
Ein Gefühl der ruhigen Leere breitet sich wärmend aus.
Neugierde beschreibt den Pfad, denn Ziele.
Ursprüngliches bahnt sich seines Weges und entdeckt sich selbst.
Kein Verstehen, Staunen besetzt den rastlosen Geist.
Verbundenheit die lässt denn begrenzt, die versteht, denn nimmt.
Keine Wertung denn dem Wunsch, dem Fluss zu folgen, zu entdecken.

Abisko again!

Nachdem sich die Reise dem Ende näherte, stand nun die Fahrt nach Kiruna für den Rückflug an. Auf dem Weg dorthin ergab sich noch einmal die Chance, über Abisko zu fahren. Nachdem es zu Beginn der Reise kein gutes Wetterfenster hierfür gab, sollte dies hier erneut versucht werden bevor es zum letzten Stopp – Kiruna – weiterging.

Kiruna, eine der nördlichsten Städte Schwedens, ist bekannt für ihre reiche Geschichte, beeindruckende Natur und insbesondere für die weltweit größte unterirdische Eisenerzmine. Diese Stadt im schwedischen Lappland steht jedoch vor einer einzigartigen Herausforderung und einem beeindruckenden Wandel: Der Großteil der Stadt wird versetzt, um den weiteren Bergbau zu ermöglichen.

Die Eisenerzmine von Kiruna, betrieben von der Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag (LKAB), ist das Herzstück der Stadt. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1898 hat die Mine Kiruna zu einem wichtigen Zentrum für den Bergbau gemacht. Die riesigen unterirdischen Stollen erstrecken sich kilometerweit unter der Erde und fördern jährlich Millionen Tonnen hochwertiges Eisenerz zutage. Dieser Bergbau hat Kiruna zu einem wirtschaftlichen Kraftzentrum im Norden Schwedens gemacht.

Aufgrund der kontinuierlichen Ausdehnung der Mine in Richtung Stadt wurde beschlossen, große Teile von Kiruna zu verlegen. Die Erschütterungen und Bodenbewegungen, die durch den Bergbau verursacht werden, bedrohen die Stabilität vieler Gebäude und die Sicherheit der Bewohner. Um die fortlaufende Eisenerzproduktion zu gewährleisten und gleichzeitig die Stadt zu schützen, wird Kiruna systematisch und sorgfältig an einen neuen Standort einige Kilometer östlich des aktuellen Zentrums verlegt.

Dieser Umsiedlungsprozess ist ein beispielloses städtebauliches Projekt, das weltweit Aufmerksamkeit erregt. Ganze Gebäude, darunter historische und kulturell bedeutende Bauwerke, werden abgebaut und an den neuen Standort transportiert. Zu den bedeutendsten Gebäuden gehört die imposante Kirche von Kiruna, die in den kommenden Jahren Stein für Stein umgesiedelt wird. Neue, moderne Infrastrukturen und Wohngebiete werden geschaffen, um den Bedürfnissen der Einwohner gerecht zu werden.

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